Ein Sommerfest für alle Flüchtlinge und Helfer im Overath – eine nette Idee. Aber manches kann man nicht planen. Das Wetter nicht, denn es regnete. Und die Eigendynamik einer Veranstaltung nicht. Was beim Sommerfest der IFO heraus kam, war ein Nachmittag mit über 300 Menschen verschiedenster Nationen, feuchten Schuhen und immenser Lebensfreude, bei dem am Ende nicht ganz klar war, wer hier eigentlich wen integriert hatte.
Die IFO (Individuelle Flüchtlingshilfe Overath e.V.) kümmert sich seit dem letzten Jahr auf Basis von Patenschaften, Projekten und unkomplizierter Hilfe um die Neuankömmlinge im Ort. Wohl dem Verein, der für ein Sommerfest auch noch eine Event-Managerin in seinen ehrenamtlichen Reihen hat. Andrea Manthey warb Sponsoren und organisierte vom Bühnen- und Rahmenprogramm über Zelte und Sitzgarnituren bis zum Willkommenskärtchen in der Tischdeko professionell bis ins Detail. Die Stadt Overath stellte einen Pavillon und viel Wiese am Gut Eichthal zur Verfügung.
Das Buffet bringen die Gäste selbst mit. Beim Aufbau gießt es in Strömen und die Sorge ist groß, ob überhaupt viele kommen werden. Sie kommen. Über 300 vom Baby bis zum Greis, rund ein Drittel Deutsche, zwei Drittel von woher auch immer. An diesem Tag ist das völlig egal. Auch die Overather Caritas-Paten mit ihren Schützlingen sind dabei und das Flüchtlingsnetzwerk Lohmar reist mit weiteren Gästen im Bus an
Der Rest ist ein Selbstläufer. Internationale Jungenteams schießen auf die Torwand oder werfen auf Dosen, Mädchen mit schwarzen oder blonden Locken brüten über Vorlagen fürs Maskenschminken. Es wird gebastelt, geangelt, mit Wasserbomben geworfen und Jongleur Herr Jemine erntet viel Applaus. Die Erwachsenen sitzen und stehen in immer wieder wechselnden Grüppchen zusammen und plauschen. Über Wohnungen und Deutschkurse, neue und alte Heimat, das Leben und das Wetter. Ein buntes Bild der Harmonie, das selbst di
erneut einsetzenden Regengüsse trotz besten Bemühens nicht stören können.
„Ein tolles Fest“, sagt Moaead. „Es ist für uns die Chance, noch mehr mit Deutschen zu sprechen – wir müssen viel üben – und für sie die Chance, uns kennenzulernen und zu sehen, wie wir sind.“ Dann erklärt er Landtagsmitglied Rainer Deppe auf dessen Frage, ob es in Syrien auch Apfe
lbäume gebe, die Syrer hätten die Apfelbäume quasi erfunden. Beide lachen. Neben Deppe sind auch Bürgermeister Weigt, Beigeordneter Sassenhof und Sozialamtsleiter Müller an ihrem freien Sonntag gekommen. Ein schönes Zeichen.
Auf der Bühne spielt nun die deutsch-syrische Band Haleb Colonia deutsche, englische und arabische Songs. Man singt mit, die Stimmung steigt. Und als die jungen Mädchen der Tanzschule Leyer in knappen T-Shirts und mit wehenden Haaren die Bühne rocken, wird euphorisch geklatscht – ob mit oder ohne Bart, ob mit oder ohne Kopftuch. Auch das spielt an diesem Tag keine Rolle.
Zwei Väter fassen ihre kleinen Kinder an den Füßen und heben sie gestreckten Armes hoch in den Himmel. „Huch!“, ruft erschrocken eine Deutsche, ist aber schnell wie
er gefasst, denn die Kleinen legen nicht nur eine faszinierende Körperspannung, sondern extrem viel Spaß an den Tag. Es bleibt nicht die einzige Sitte aus anderen Ländern, die an diesem Nachmittag ausgetauscht wird. Als das Bühnenprogramm vorbei ist, will irgendwie niemand nach Hause. Es beginnt so etwas wie eine spontane After-Show-Party. Syrische Männer und Frauen fassen sich vor der Bühne an den Händen und beginnen mit einer Lebensfreude zu tanzen, die man als Deutscher häufiger wünscht als hat. Nach dem Motto „Dabeisein ist alles“ reihen auch sie sich in die Tänzergruppe.
Die anfangs leere Leinwand im Pavillon füllt sich mit gemalten Bildern der Gäste und auch einer der Helfer vom Technischen Hilfswerk, der über die
Hüpfburg wachte, lässt es sich nicht nehmen,
einen Dank für das „tolle Fest“ zu pinseln.
Moaead wünscht sich auf dem Heimweg, ein solches Fest würde jede Woche stattfinden. Immer noch huscht entspanntes Grinsen über die Gesichter der feucht-glücklichen Gäste. Ein Nachmittag, für den man das viel strapazierte Wort Willkommenskultur nicht braucht, nicht mal das der Integration. Es war ganz schlicht ein Nachmittag der Gemeinschaft in einer kleinen Stadt in Deutschland, die statt zu reden einfach handelt. Nicht mehr und vor allem nicht weniger.
Von nix kütt nix – Die IFO bedankt sich bei den zahlreichen Sponsoren, ohne die dieses schöne Fest nicht möglich gewesen wäre. Klicken Sie hier für mehr!